
Jungwoon Lee | OJO
Jungwoon nutzt jede Möglichkeit des Materials, um Grenzen auszuloten. Mit hoher handwerklicher Präzision und einem ausgeprägten Gespür für Rhythmus, Oberfläche und Spannung, entwirft und fertigt er Porzellanobjekte.
Seine Vasen und Karaffen bewegen sich zwischen Skulptur, Architektur und Design. Sie erinnern an Baukörper von Brutalismus bis Industrial, sind durchzogen von pop-artigen Intarsien, haben vermeintlich weichen Fransen, zeigen Edelstahlelemente. Was sich vermeintlich nicht vereinen lässt, vereint sich bei Jungwoon zu harmonischen Designs, die Blicke magnetisch anziehen.
Seine Werke sind ein Spiel mit Kontrast und Illusion – und eine Hommage an das Potenzial von Form und Funktion.
Ausstellungen
2015 The 52st Gyeonggi-do Folk Arts and Crafts Award
2015 The 7th Mokpo Ceramic Award of Korea
2015 The 12th Ceramic-Arts Award of Korea
2022 Perron-Kunstpreis, Frankenthal
2023 Siegburger Keramikpreis
2024 72. Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2024
2024 BKV-Preis 2024 für Junges Kunsthandwerk, München
Awards
2015 BA-Abschlussausstellung, Seoul Southkorea
2022 Frechener Keramikpreis 2022, Frechen
2022 Zeughausmesse Gruppenausstellung mit dem SemesterProjekt „Delicious“, Berlin
2022 Grassimesse Gruppenausstellung mit dem SemesterProjekt „Delicious“, Leipzig
2022 glass-handformdematter Gruppenausstellung SemesterProjekt „Wasser“
2023 „Talente – Meister der Zukunft 2023“, München
2023 Perron-Kunstpreis, Frankenthal
2023 Rosenheim KUNST + HANDWERK
2024 Siegburger Keramikpreis
2024 72. Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2024
2024 BKV-Preis 2024 für Junges Kunsthandwerk, München
2024 Burghsow-Transformations Milan Design Week Salone Satellite
2025 DARE TO DESIGN – GDG EXHIBITION, Frankfurt am Main
2025 MAESTRIA – The European Prize for Applied Arts, Mons, Belgium
In eigenen Worten
Deine Arbeiten erinnern an Miniatur-Architekturen – geometrisch klar, oft blockartig konstruiert und sind dabei voller Farbe und spielerischer Kontraste. Was fasziniert dich an diesem Gegensatz?
In der Frage wurde bereits ein Aspekt genannt, den ich in meiner Arbeit tatsächlich beabsichtige. Sie sprechen von einem spielerischen Farbkontrast – und rückblickend auf meine bisherigen Arbeiten kann ich sagen, dass ich auf einfache, architektonische Formen und repetitive Muster stets Kontraste in Textur oder Farbigkeit gesetzt habe. Für mich bedeutet das, einer strukturellen Ordnung eine sinnliche Verspieltheit hinzuzufügen. Gerade innerhalb eines klaren, architektonisch geordneten Rahmens finde ich es faszinierend, wie spielerische Elemente das Gleichgewicht nicht stören, sondern im Gegenteil: Sie bringen Lebendigkeit und visuelle Spannung in das Ganze – und genau das übt auf mich eine große Faszination aus.
Du beendest gerade dein Studium, hast aber bereits eine sehr prägnante Formensprache entwickelt. Wie ist sie entstanden?
Mein Studium in Korea und Deutschland war eine Reise auf der Suche nach einer noch ungeschliffenen Formensprache, die schon lange in meinem Inneren angelegt war. Diese Formensprache war stets irgendwo in meinem Inneren präsent. Ich habe fortlaufend neue Inspirationen aufgenommen, sie miteinander verknüpft und mit handwerklichen Techniken kombiniert, um sie nach außen zu bringen. Dieser Prozess war ein Training, vage vorhandene Empfindungen in eine konkrete Form zu übersetzen. Durch die Wiederholung dieses Vorgehens hat sich meine gestalterische Sprache nach und nach herausgebildet und natürlich ist diese Reise noch immer im Gange.
Deine Objekte wirken, als würdest du die Möglichkeiten eines Materials bis ins Letzte ausreizen – mit Intarsien, Oberflächenkontrasten, konstruktiven Details. Ist es eher die Idee, die die Form bestimmt? Oder entsteht das Objekt im Experimentieren mit dem Material selbst?
Wie bereits erwähnt, existiert ein großer Teil der Form, die ich schaffen möchte, stets in ungeschliffenem Zustand in meinem Inneren. Im Prozess nähere ich mich diesem großen Ganzen schrittweise an. Die konkreten Details der Form können sich dabei auch im Laufe des Arbeitsprozesses durch Materialexperimente und Ideen allmählich herausbilden.
In der Phase der Konkretisierung entdecke ich oft neue Elemente durch das Experimentieren mit Materialeigenschaften oder Techniken, und wenn ich diese Entdeckungen auf das Objekt übertrage, verfeinern sich die strukturellen Details zunehmend.
Gibt es einen Moment oder Schritt in deinem kreativen Prozess, den du besonders gern magst?
Im kreativen Prozess gibt es eine Phase, in der ich ein 1:1-Modell aus Papier anfertige. Besonders gerne mag ich dabei den Moment, in dem ich beim Betrachten des modellierten Leerraums gedanklich Technik und Ergebnis miteinander verknüpfe. In diesem Stadium entsteht eine ganz eigene Spannung – begleitet von Vorfreude auf das Endergebnis und dem Auftauchen unerwarteter Bilder. Dieser Schritt ist für mich die letzte Abstimmungsphase vor Beginn der keramischen Arbeit.
Du lebst und studierst in Deutschland und stammst aus Südkorea. Welche kulturelle Rolle spielen Herkunft und Lebensort für dein gestalterisches Denken?
In Korea war ich in einem Umfeld geprägt von einer weit verbreiteten Handwerkskultur, in dem die Feinheit handwerklicher Arbeit und das Gespür für Materialien eine zentrale Rolle spielten. Das Verständnis für die Materialität, die feinen Veränderungen im Umgang mit dem Werkstoff und die sinnliche Wahrnehmung wurden zur Grundlage meines gestalterischen Denkens.
Im Gegensatz dazu ist das Leben in Deutschland stärker von einem konzeptuellen Denken geprägt, das experimentelle Ansätze sowie designorientierte Perspektiven auf Basis industrieller Strukturen fördert. Diese beiden unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen haben meiner gestalterischen Haltung jeweils auf ihre eigene Weise Impulse gegeben.
So entwickelt sich meine derzeitige Arbeit zu einer Formensprache, die sensuelle Materialkenntnis, strukturelles Denken und experimentelle Erkundung miteinander verbindet.
In deiner Arbeit sind viele gestalterische und kunsthistorische Bezüge sichtbar – etwa zur Architektur des Brutalismus oder zur Technik der keramischen Intarsie. Welche gestalterischen oder kulturellen Einflüsse sind dir neben den biografischen besonders wichtig?
Ich habe über lange Zeit hinweg großen Einfluss aus der Arbeit von Ettore Sottsass gezogen – und daraus entwickelte sich auf natürliche Weise mein Interesse an Architektur. Beispielsweise haben mich frühe architektonische Spuren wie jene in Göbekli Tepe oder der Einsatz von Lehmziegeln und strukturelle Experimente in der mesopotamischen Kultur tief beeindruckt.
Mein Interesse an den ersten Bauwerken der Menschheit, an der Entwicklung von Bautechniken und Materialien sowie an den architektonischen Herausforderungen, denen sich die Menschheit immer wieder gestellt hat, bildet eine wesentliche Grundlage meiner gestalterischen Arbeit. Ein einzelner Ziegelstein – so alltäglich er auch erscheinen mag – trägt in Wirklichkeit Jahrtausende menschlicher Geschichte in sich. In dem Moment, in dem man erkennt, dass er durch Prozesse der Wiederholung und Akkumulation entstanden ist, beginnt er, sich vom bloßen Baumaterial zu einem bedeutungsvollen Gegenstand mit ganz eigener Aussagekraft zu verwandeln.
Noch drei schnelle Fragen
Viele Dinge ganz gut können oder eine Sache perfekt beherrschen?
→ Eine Sache perfekt.
Was motiviert dich, wenn du down bist?
→ Laufen.
Was war das schönste Kompliment, das du je bekommen hast?
→ Nach dem Betrachten meiner Arbeit hatte der Betrachter "ein entspanntes Gefühl".