Porträt der Keramikkünstlerin Martina Geroni mit Schürze und einem handgefertigten Riccotatopf in der Hand. Credit: Federica Cocciro
Italien

Martina Geroni

Martinas Objekte wirken ruhig und zugleich kraftvoll. Mit einem Hintergrund in Architektur und einem feinen Gespür für Form und Stimmung schafft sie keramische Werke, die zwischen Struktur und Weichheit balancieren. Ihre Formen sind klar, ihre Farben zart – und jedem Objekt wohnt etwas Persönliches und Poetisches inne.

Martina gestaltet nicht bloß einzelne Tassen, Teller oder Gefäße, sondern ganze keramische Architekturen: Kollektionen mit erzählerischer Tiefe, inspiriert von Landschaften, Ritualen, Begegnungen. Ihre Werke entstehen an der Drehscheibe, in einem konzentrierten, fast rituellen Prozess. Was dabei zählt: das Zusammenspiel von Körper, Material und Intuition.

Charakteristisch für ihre Arbeiten ist ein modulares Prinzip: Jedes Objekt steht für sich – und ist gleichzeitig Teil eines größeren Zusammenhangs. So lassen sich ihre Stücke zu kleinen Skulpturen arrangieren oder verändern je nach Verwendung ihre Funktion. Ein Teller wird zum Sockel, eine Tasse zum Deckel, eine Karaffe zur Komposition aus Einzelteilen. Diese Vielschichtigkeit verleiht Martinas Keramiken eine stille Komplexität – formschön, funktional und überraschend flexibel.

Trotz sorgfältiger Planung sind ihre Stücke keine reinen Designobjekte – sondern Trägerinnen von Erinnerungen, kulturellen Bezügen und leisen Emotionen. Sie laden dazu ein, näher hinzusehen, zu berühren, zu spüren.

Foto: Federica Cocciro

Ausstellungen

Maison & Object, Paris 2020

Preise und Auszeichnungen

2019, ‘You Camera 2019’ award for the best video – Camera di Commercio di Milano, Monza e Brianza, Lodi

2019, finalist of the national competition on female entrepreneurship “BioNike Award”

2018, finalist  of Premio Alamo 2018

Presse

Magazine:

AD - Italy
Elle Decor - Italy
Elle Décoration - UK
CasaFacile
M Le Monde
Casa Stile
Sale & Pepe
Cook_Corriere della sera

Bücher:

2020, ’Il pranzo della domenica’ di Barbara Toselli, Gribaudo

2019, ’I miei grandi classici’ di Angela Frenda, Storie Solferino. I libri del Corriere della sera

Meet The Artist

In eigenen Worten

Die Keramikkünstlerin Martina Geroni sitzt an der Drehscheibe in ihrem Atelie in Genua. Foto: Arianna Angelonioto

Martina an der Drehscheibe in ihrem Atelier in Genua.
Foto: Arianna Angeloni

Welche Rolle spielen Intuition und Planung in deiner kreativen Praxis?

Beides ist essenziell. Ohne Intuition findet der kreative Prozess nicht statt; gleichzeitig kann ich mir aber auch nicht vorstellen, professionell ohne solide Planung zu arbeiten. Ich muss kreative Künstlerin, Unternehmerin, Kommunikatorin und Handwerkerin zugleich sein. Daher ist Planung das Fundament meiner künstlerischen Karriere.

Und was ist dein liebster Schritt im künstlerischen Prozess?

Mein liebster Moment im künstlerischen Prozess ist jedes Mal, wenn ich mich an die Drehscheibe setze: In diesem Moment muss ich vollkommen zentriert sein – körperlich, geistig, emotional. Ton ist ein sensibles, fast lebendiges Material. Dann kommen Körper und Geist in Einklang und beginnen einen rituellen Prozess.

Vogelperspektive auf die Drehscheibe der Keramikkünstlerin Martina geroni, die ein Onjekt aus hellem Ton fertigt. Foto: Federica Cocciro

An der Drehscheibe ist Martina komplett in der Kunst versunken und ist körperlich, geisitg und emotional ganz auf den Prozess fokussiert. Foto: Federica Cocciro

Wie sind deine Objekte mit den Orten und Menschen verbunden, mit denen du aufgewachsen bist?

Alle Kollektionen, die ich an der Drehscheibe erschaffe, erzählen die Geschichte meines Lebens: Für mich ist es ganz natürlich, einem Objekt Orte zu widmen, die ich geliebt habe – das Land, in dem ich aufgewachsen bin, und die Beziehungen meines Lebens, wie Familie und Freund:innen.

Die Keramikkünstlerin Martian Geroni sitzt vor einem alten, farbigen Fresko und hält eine ihrer Karaffen in den Händen. Foto: Federica Calzi

Martinas Objekte enthalten viele kulturelle Referenzen und zeigen ihre eine ganz eigene, wiedererkennbare Formensprache. Foto: Federica Calzi

Die Keramikkünstlerin Martina Geroni vor einem rostroten Hintergrund mit einem ihrer Keramikbehältnisse auf dem Kopf. Foto: Federica Cocciro

Von der Commedia all'italiana über das Gongfu-Teeritual bis hin zu Göttinen aus verschiedenen Kulturen - Inspiration finden Martina überall. Foto: Federica Cocciro

Es gibt viele kulturelle Referenzen in deinen Arbeiten – sei es die italienische Commedia all’italiana, das Gongfu-Teeritual oder Göttinnen aus verschiedenen Kulturen. Woher kommen diese Inspirationen?

Inspiration kann von überall her kommen: eine Ausstellung, eine Frucht, ein Gemälde, Architektur … oder einfach durch das Arbeiten mit Ton. Was Farben angeht, fühle ich mich natürlicherweise zu sanften, pastelligen Tönen hingezogen. Ich suche nach Harmonie und Zartheit – meine Objekte sollen Ruhe und Gelassenheit vermitteln.

Die Keramikkünstlerin Martina Geroni sitzt in einem hellen Art Space, einer Lagerhalle, an ihrer Drehscheibe und arbeitet an einem rundlichen Objekt. Foto: Federica Cocciro

Als ehemalige Architektin denkt Martina in Konzepten und Räumen. Ihre Kollektionen strahlen eine grosse strukturelle Präsenz aus. Foto: Federica Cocciro

Bevor du hauptberuflich Keramikkünstler:in wurdest, hast du als Architekt:in gearbeitet. Wie beeinflusst diese theoretische Ausbildung und Arbeitserfahrung deine heutige Praxis?

Als Keramiker:in mit architektonischem Hintergrund erschaffe ich keramische Architekturen – ich arbeite an Kollektionen (statt einzelner Objekte), die sorgfältig aus einem komplexen Interior-Design-Projekt heraus entwickelt sind. Klare Formen und schlichte Linien stammen ebenfalls aus meiner Vergangenheit als Architekt:in.

Die Keramikkünstlerin Martina Geroni durch ein Fenster ihres Ateliers hindurch fotografiert. sie sitzt an ihrer Drehscheibe und ist auf eine Schale auf der Scheibe konzentriert. Foto: Emanuele Forzani

Klare und einfache Formen und sanfte Farben, die ineinander übergehen, sind der rote Faden in Martinas künstlerischer Praxis. Foto: Emanuele Forzani

Deine Objekte strahlen eine große Klarheit und Struktur aus und wirken gleichzeitig sehr organisch. Wie gelingt dir dieses Gleichgewicht?

Durch meine Erfahrung im Bereich Architektur habe ich meinen eigenen Stil entwickelt – ein Stil, den viele so beschreiben: „klare und einfache Formen, sanfte Farben, die ineinander übergehen“.

Die Laden- und Workshopfläche des Ateliers von Keramikkünstlerin Martina Geroni. Ein grosser heller Holztisch mit Hockern, sowie eine grosse modulare Regalwand mit den Objekte aus pastellfarbenem Ton. Foto: Emanuele Forzani

Wie ihre Objekte strahlt auch Martinas Atelier in der Genueser Innenstadt eine architektonische Ruhe und Klarheit aus. Zudem ist es ebenso modular konzipiert, wie ihre Werke aus Ton. Foto: Emanuele Forzani

Noch drei schnelle Fragen

Wein und Oliven oder Kaffee mit Croissant?
→ Wein und Oliven.

Was macht dich so richtig ärgerlich?
→ Wenn ich mich an die Drehscheibe setzte, aber zu viel im Kopf habe - der Ton spürt das und dann gelingt mir nichts.

Was war das Mutigste, das du je gemacht hast?
→ Mit einem One-Way-Ticket nach Mexiko reisen.