
Helena Coelho Imaginario | Luumi
In ihrem Atelier inmitten des Alentejo stellt Helena ihre Leuchten-Kollektion her. An den Wänden stapeln sich Leinenknäuel in allen Farben, von Naturtönen bis zu strahlendem Türkis und kräftigem Rot. In einem Blechzuber liegt unpigmentiertes Garn zum Färben, in einem Regal lehnen die vorbereiteten Rahmenstücke für die dreidimensionale Konstruktion. Auf der großen Werkbank in der Mitte des Studios ist alles zum Weben vorbereitet: Farbmuster, Häkelnadel, Zange und Schere.
Hier verbindet Helena Design mit Handwerkskunst und vereint traditionelle und zeitgenössische Techniken. Durch das Weben geht ein zweidimensionales, flaches Muster in die Dreidimensionalität des Rahmens über und schafft die Symbiose aus Tradition und Moderne.
Ausstellungen
Lisbon by Design 2020-2025
Bienal de Artes e Ofícios, Oeiras
Ecodesígnios / Drawing the post-anthropocene, BAD Funchal,
Awards
honorary mentions in
Homofaber Guide
Portugal Manual
Presse
honorary mentions in
Homofaber Guide
Portugal Manual
In eigenen Worten
Welche Rolle spielen Intuition und Planung in deinem kreativen Prozess?
Beides ist für meine Arbeit essenziell. Die Rahmenstrukturen müssen sehr präzise entworfen werden – mit technischen Zeichnungen und geometrischer Perfektion. Die Intuition kommt im restlichen Prozess ins Spiel. Vom Färben der Fäden bis zum Weben ist alles komplett intuitiv. Ich spiele mit Mustern, sodass die gewählten Farben miteinander kommunizieren können.
Und was ist dein liebster Arbeitsschritt?
Der Teil, der mit den Farben zu tun hat, bereitet mir die größte Freude. Es gibt einen Abschnitt im Prozess, der erst im Endergebnis sichtbar wird: das Färben. Es ist ein magischer Moment, wenn die Farben miteinander verschmelzen. Manche Farben stelle ich gezielt nach Pantone-Vorgaben her, aber andere entstehen durch reine Experimente – und gerade das macht mir großen Spaß. Ich weiß nie genau, was dabei herauskommt. Manchmal erlebe ich wunderbare Überraschungen. Und beim Weben beginnen die Farben miteinander zu sprechen und nebeneinander zu existieren. Manchmal verwende ich Farbtöne, die sich vermeintlich beißen, weil sie sich zu ähnlich sind. Angeblich funktioniert das nie – sie würden sich nur gegenseitig stören. Aber genau darin liegt die Herausforderung: den Punkt der Harmonie zu finden, an dem sie miteinander existieren können.
Was hat dich inspiriert, LUUMi zu gründen und Leuchtobjekte von Hand herzustellen?
Ich habe eine alte Lampe auf der Straße gefunden – total kaputt, aber sie hat sofort Kindheitserinnerungen geweckt. Ich habe die gleiche Technik benutzt, aber sie komplett neu interpretiert. Von den Formen bis zur Farbgebung habe ich alles verändert. Es ist diese alte Geschichte, dass kreative Menschen das Kind in sich nie sterben lassen dürfen. Man muss ein Objekt anschauen und sich fragen: Wie kann ich damit spielen?
Sind deine Werke mit dem Ort verbunden, an dem du lebst?
Ja, absolut. Der Raum, der uns umgibt, beeinflusst meine Arbeit immer. Organische Formen, Farben, Materialien – der Alentejo ist immer präsent. Und auch Stimmungen und Sinneseindrücke spielen eine große Rolle. Sie gehören ebenso zu unserem Umfeld. Man sieht sie nicht direkt, aber genau sie inspirieren mich am meisten.
Nach der Gründung von LUUMi hast du beschlossen, Design zu studieren. Wie hat dieses Wissen deine Arbeit verändert?
Ich brauchte Werkzeuge, um mein Projekt weiterzuentwickeln. Eine Idee zu haben – etwa eine Lampenschirmform neu zu denken – ist kostbar. Aber genauso wichtig sind die Mittel, um diese Idee umzusetzen. Ich wollte mich weiterbilden – in einer Welt, die sich ständig verändert, fast schon beängstigend schnell. Es war eine Entscheidung, die mir viel Zeit genommen hat, die ich eigentlich dem Projekt hätte widmen können. Aber irgendwie habe ich ja auch durchs Studium an LUUMi gearbeitet. Und weil ich jemand bin, der sich weigert, innerlich alt zu werden, war es inspirierend, zusammen mit Teenagern zu studieren. Ich habe viel von ihnen gelernt – und sie auch von mir.
Weisst du, wie viele Kilometer Garn du pro Jahr verarbeitest?
Nein... überhaupt nicht! Ich wurde das schon mal gefragt, aber ich habe keine Ahnung. Ich kann aber sagen, dass das Schleifen der Rahmenstrukturen auch für viele Kilometer Schleifpapier pro Jahr sorgt.
Deine Leuchtobjekte strahlen eine zeitlose Ruhe aus – wie schaffst du es, diese Gelassenheit zu transportieren?
Vielleicht liegt es an der Art, wie ich sie webe. Ich arbeite mit Ruhe, ohne Druck. Währenddessen höre ich viel Musik – klassische Musik, elektronische Genres wie Downtempo, Ambient, Trip-Hop… und Podcasts, fast nur Comedy, um das Ganze auszugleichen.
Noch drei schnelle Fragen
Auguste Rodin oder Niki de Saint Phalle?
→ Niki de Saint Phalle!
Neben dem Kreativsein – welches Thema liegt dir besonders am Herzen?
→ Die Umwelt.
Dein Lieblingsobjekt in deinem Zuhause?
→ Der letzte Stuhl, den mein Vater restauriert hat.