Emaille-Schmuck is back!
Man hält einen vergoldeten Silberring mit fein gearbeitete Fischmotiv in den Händen – bereits ein Kunstwerk für sich. Doch dann kommt Farbe ins Spiel: ein leuchtendes, knallige, tiefes Rot. Nicht als Lack, sondern als flüssiges Emaille, das mit feinstem Pinsel aufgetragen wird, Schicht für Schicht. Willkommen in der Welt von Schmuckdesignerin Chiara Bello und der traditionsreichen Goldschmiedestadt Valenza, wo unter anderem ihr Fingerring GINO FISCH entsteht – ein Zusammenspiel aus Comic, Handwerk, Feuer und Geschichte.

Jeder Ring von Chiara Bello wird von Hand mit Emaille "bemalt".

Der Pinsel, mit der die Emaille auf den Ring-Rohling aufgetragen wird, ist hauchfein.
Eine Technik mit königlichem Glanz – von Mykene bis nach Valenza
Die Geschichte der Emaille ist eine Geschichte des Glanzes – über Jahrtausende hinweg.
Schon im 13. Jh. v. Chr. schmolzen mykenische Goldschmiede feines Glaspulver auf Metall. Im alten Ägypten zierten Emaille-Einlagen Schmuck, Zepter, heilige Käferamulette. Und in Byzanz entstanden prachtvolle Cloisonné-Ikonen – religiöse Kunstwerke mit leuchtenden Farben und spirituellem Anspruch.
Im mittelalterlichen Frankreich, besonders in Limoges, perfektionierte man die sogenannte Mal-Emaille – fein bemalt wie ein Gemälde, dann gebrannt. Die Stücke waren kostbar, oft in königlichem Besitz. In Russland wiederum arbeitete man im 19. Jahrhundert mit Ronde-bosse-Techniken, um dreidimensionale Miniaturen zu schaffen – etwa bei Fabergé.

Das Fabergé-Ei "Lillies of the Valley", Foto: Pedro Szekely
Egal, in welcher Form: Emaille war immer mehr als Dekor. Es war ein Zeichen von Status, Können und Luxus. Farben hatten Bedeutung. Der Glanz war nicht oberflächlich, sondern tief. Und die Technik war nur wenigen zugänglich – bis heute.
Italienische Goldschmiede-tradition trifft zeitgenössische Pop-Ästhetik | ein Brückenschlag, gegossen in Gold und Glas
Chiara Bello entwirft ihren Schmuck als ikonische Tiersilhouetten – verspielt, humorvoll, figürlich – und verleiht ihm durch die Nutzung von Edelmetall, Schmucksteinen und Farbe die perfekte Mischung aus Humor und Luxus. Ihre Designs wirken leicht, fast comicartig und sind dabei das Ergebnis von Präzision, Temperaturkontrolle und materialgerechtem Denken.

Die Halskette UGO SAUSAGE aus Chiaras Kollektion ist eine Mischung aus Pop-Ästhetik, traditionsreicher Goldschmiedekunst und höchster Präzision.
Für die Emaillierung von Chiaras Objekten wird nicht mit trockenem Pulver gearbeitet, sondern mit einem sogenannten Liquid Form Enamel – einem bereits angerührten, streichfähigen Gemisch aus fein gemahlenem Glas (der sogenannten Glasfritte), Ton und Pigmenten. Es hat die Konsistenz von dünner Farbe und wird mit einem sehr feinen Pinsel auf die vergoldete Silberoberfläche des Rings aufgetragen. Dünn, exakt, wieder und wieder.

Die Emaille, mit der Chiaras Design bemalt werden ist das sogenannte Liquid Form Enamel – einem bereits angerührten, streichfähigen Gemisch aus fein gemahlenem Glas (der sogenannten Glasfritte), Ton und Pigmenten.
Und jetzt: Feuer. Bei rund 800 bis 850 Grad Celsius wird der Ring in den Ofen geschoben. Dort schmilzt das Emaille, verbindet sich mit der Metalloberfläche, fließt in jede Rundung – und erstarrt beim Abkühlen zu einer glänzenden, glasharten Farbschicht.
Dieser Vorgang wird, je nach Design mehrmals wiederholt. Nach jedem Brand wird der Ring gegebenenfalls vorsichtig geschliffen, erneut bemalt, wieder gebrannt. Bis zu fünf Zyklen – Geduld, Erfahrung und Millimeterarbeit.
Valenza – Handwerk aus der Hauptstadt des Goldes
Chiaras Designs werden in einer traditionsreichen Goldschmiedewerkstätten in Valenza gefertigt – einer Stadt im Piemont, die seit über 200 Jahren für ihr außergewöhnliches Schmuckhandwerk bekannt ist.

Jeder Ring wird nach der Lost-Wax-Technik gefertig und vor der Emaillierung von Goldschmied:innen von Hand bearbeitet udn perfektioniert.
Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurde hier die erste Schmuckmanufaktur gegründet. Heute arbeiten über 800 Werkstätten in der Region – viele von ihnen beliefern namhafte und bekannte Schmuckdesigner und Luxusmarken wie das zu LVMH gehörenden Bulgari, oder spezialisieren sich auf aufwendige Techniken wie Gravur, Emaille und Mikroschmiedekunst.
Valenza ist bis heute das Epizentrum italienischer Goldkunst. Und genau dort entsteht Chiara Bellos Ringe und Halsketten – in enger Zusammenarbeit mit spezialisierten Emailleur:innen, die diese Kunst verinnerlicht und perfektioniert haben. Denn das flüssige Emaille verzeiht keine Ungenauigkeit, jede Schicht muss sitzen.

Der dreiteilige Ring SILVIO SNAKE von Chiara Bello ist mit grüner Emaille verziert.
Der Fisch, die Kunst, die Geschichte
Und so erzählen die tierischen Ringe und Ketten nicht nur gestalterische Geschichten mit popkulturellen Referenzen, sie sind auch Zeugnisse höchster Handwerkskunst und einer jahrtausendealten Tradition: Wenn sich Design, Pinsel und Ofen in einer traditionsgeladenen Werkstatt treffen – dann leuchtet ein Stück wie Gino Fisch mit Seele. Die Emaille betört mit Tiefe, die Handarbeit spricht von Können, Valenza flüstert von Geschichte – und Chiara Bello erzählt uns ihre Geschichte: jene vom Fisch, vom Handwerk, vom Feuer.
Der Fingerring GINO FISCH vereint jahrtausendealte Kunsttechniken, Silber, 18 K Gold und die kreative Vision vom humorvollen Luxus.
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Literatur:
The Metropolitan Museum of Art: Ring, cloisonné enamel (Goldring, Byzanz-Stil, 10.–11. Jh.). Sammlungseintrag. Online: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/476384
Unioncamere / Arts & Culture: Goldsmithery in Valenza – Geschichte und Handwerk der Goldstadt. Online: https://artsandculture.google.com/story/goldsmithery-in-valenza-unioncamere/ggVhQC3LKAIA8A
Picchiotti – Italian Jewelry Blog: A Heritage of Gold Craftsmanship in Valenza – Etrusker, Morosetti & Valenzas Entwicklung zur Goldstadt. Online: https://www.picchiotti.it/italian-jewelry-a-heritage-of-gold-craftsmanship-in-valenza/
Los Angeles Times (1987): Craftsmen of Valenza glow with golden hue – Reportage zu 800 Goldwerke in der Stadt, Agenturbericht. Online: https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1987-10-25-tr-15991-story.html
